Wer bist Du und was machst Du?
Ich bin Philipp Krenn, 33, und arbeite als Developer Advocate für Elastic. Ich lebe in Wien, bin aber die meiste Zeit in Europa unterwegs, um Konferenzen, Meetups, Trainings oder Firmen zu besuchen. Davor habe ich an der TU Wien Informatik studiert und in einem Startup / Universitäts-Spinoff gearbeitet. Mein Fokus war dabei immer Administration, Datenbanken, Suche, Cloud und Security.
Was sind Deine konkreten Aufgaben als “Developer Advocate” bei Elastic?
Als Developer Advocate steht man im regen Kontakt mit “seiner” Entwicklergemeinde auf Konferenzen und Meetups, in unseren Trainings, bei Firmenbesuchen oder in diversen Onlinekanälen wie Discuss, StackOverflow oder auf GitHub. Einerseits halte ich viele Vorträge und beantworte laufend Fragen, aber es geht auch darum Probleme und Sorgen der Entwickler zu finden und diese mit den Kollegen zu teilen. Die Kommunikation soll dabei auf jeden Fall in beide Richtungen laufen.
In Europa sind wir dafür zwei Developer Advocates — einer spricht Französisch und ich eben Deutsch, wenn auch mit etwas Österreichischem Einschlag ;-). Wie wir unsere Zeit einteilen und wo wir Veranstaltungen machen, ist dabei vollständig uns überlassen; was gleichzeitig unglaublich motivierend aber vor allem am Anfang auch etwas furchteinflößend war. In meinem vorigen Job meinten die Kollegen zum Abschied, dass ich unmanagebar wäre und das habe ich jetzt zum Feature gemacht. Unser Engineering-VP sagt dazu auch, dass er gar nicht wissen möchte, wo ich morgen bin oder woran ich arbeite, aber er möchte in einem halben Jahr Resultate sehen. Leider oder zum Glück (je nach Sichtweise), ist Developer Advocacy allerdings kaum messbar…
Folgt man Deiner Twitter-Timeline hat es den Anschein, dass Du alle paar Stunden in den Flieger steigst, um irgendwo in Europa Deinen nächsten Vortrag zu halten. Bist Du das ganze Jahr soviel unterwegs?
Die Konferenzsaison teilt sich generell in Frühling (etwa März bis Juni) und Herbst (September bis November) — zumindest in Europa; in den USA gibt es auch relativ viele Veranstaltungen im Sommer und die Kollegen von dort meinen immer, dass die Europäer zu viele Urlaubstage hätten, weshalb im Sommer niemand in Europa arbeitet.
Je nachdem, ob gerade Konferenzsaison ist oder nicht, bin ich entweder laufend unterwegs oder mehr zu Hause, um für die nächste Konferenz einen Vortrag einzureichen bzw. vorzubereiten, Reiseabrechnungen zu machen oder an unseren Produkten mitzuarbeiten.
Im Herbst hatte ich allerdings auch Touren von 20 Tagen in 8 verschiedenen Städten und danach war ich zwei Tage zu Hause bevor es für eine weitere Woche losging. Dann kommt man natürlich zu gar nichts mehr, als sein Reise- und Konferenzprogramm abzuspulen.
Soviel zu reisen ist unter uns ITlern sicher eher die Ausnahme. Was liebst Du an deinen Reisen und wie motivierst Du dich?
Ich sehe gerne andere Städte (auch wenn ich nur zwei Stunden dafür Zeit habe) und kann laufend über technische Dinge diskutieren. Dabei fühlt es sich meistens gar nicht nach Arbeit an, weshalb die Motivation eigentlich überhaupt kein Problem ist. Und da ich mir alles selbst einteile (wie viel und wohin ich reise, welche Themen ich behandeln möchte,…), bin ich einerseits selbst schuld, wenn es nicht motivierend ist, und kann es andererseits jederzeit selbst korrigieren.
Was nervt dich am Unterwegssein und könnte man da Abhilfe schaffen?
Ich bin eigentlich sehr genügsam und leicht zufrieden zu stellen. Manchmal würde ich mir allerdings mehr Wiener Kaffeehauskultur wünschen, speziell am Abend, wenn meine beste Arbeitszeit ist. In Ruhe bei einem Kaffee den Laptop auspacken und Dinge erledigen. Starbucks ist da wirklich nur eine Notlösung.
Wo und wie findest Du die Zeit, dich in neue Themen einzuarbeiten? Bei Elastic gibt es soviel Innovationen und Produktupdates, die Du ja ständig im Blick behalten musst.
Unsere öffentlichen Blogposts enthalten sehr viele Informationen und Beispiele (selbst für uns ist es dabei oft schwierig mit dem Lesen hinterherzukommen) und zusätzlich gibt es laufend Update-Emails pro Team und Release sowie Videokonferenzen. Beispielsweise für unseren aktuellen 6.1 Release haben wir zumindest vier je einstündige Videokonferenzen. Und zuletzt gibt es jeden Donnerstag den Demoday-Call, in dem die aktuellsten Experimente oder zukünftige Features vorgestellt werden.
Mit welchen Stichworten würdest Du Dein perfektes Jobprofil beschreiben? Anders gefragt: Welche Wünsche würdest Du bzw. hast Du vielleicht auch schon auf https://www.jobpushy.de eintragen?
Elasticsearch, Kibana, Beats, Logstash, Elastic Stack
Du arbeitest bei der Firma Elastic, die mit ihrem Produkt Elasticsearch aktuell sehr viel Erfolg hat und sicher zu einem der angesagtesten Arbeitgeber zählt. Was sind aus Deiner Sicht die Pros und Cons für Elastic zu arbeiten?
So wie unsere Software ist auch die Firma vollständig verteilt. Für uns ist das mittlerweile ganz normal und erspart uns unnötige Hürden, wenn der richtige Kandidat in der falschen Stadt lebt. Allerdings gibt es durchaus Leute, die lieber in einem Büro arbeiten wollen, man muss sich Arbeit und Freizeit selbst richtig einteilen und mit Juniors tun wir uns schwer. Außerdem ist Eigeninitiative ganz wichtig.
Dafür bekommt man dann top Produkte, hochmotivierte und äußerst fähige Kollegen, eine stark wachsende Firma und viel Eigenverantwortung.
Für viele passt das perfekt, aber es ist sicher nicht das Richtige für jeden.
Gönnst Du uns einen Einblick in Deinen “Arbeitsplatz” ?
Welche Tipps hast Du für einen jungen Softwareentwickler, der in dir ein Vorbild sieht und ebenfalls ein anerkannter Speaker und Softwarearchitekt werden möchte?
Ich denke, jeder muss seinen Weg finden und es gibt keine vorgefertigten Pfade denen man einfach folgen kann. Ansonsten wäre es auch irgendwie langweilig. Und man sollte immer das machen, woran man selbst Freude hat — ansonsten endet entweder die Motivation oder man gelangt auf eine Position, die man eigentlich gar nicht haben möchte.
Außerdem sollte man sich auf jeden Fall trauen, den nächsten Schritt zu machen (ohne sich dabei völlig zu überschätzen). Das kann der erste Vortrag bei einem Meetup oder einer Konferenz sein oder die Bewerbung für einen Job. Ich dachte beispielsweise, dass ich bei der Bewerbung für meine aktuelle Position bei Elastic völlig chancenlos wäre. Ich habe es anfangs als Training gesehen, um es danach “richtig” machen zu können. So kann man sich irren…
Wen bewunderst Du in Deiner Branche bzw. hast Du ein Vorbild?
Alle Leute, die im Open Source Bereich arbeiten — dazu gehört Code schreiben, die Dokumentation verbessern, Tickets öffnen,… Es ist eigentlich unvorstellbar, wie weit wir es damit gebracht haben und welche Möglichkeiten dadurch eröffnet wurden.
iPhone oder Android-Phone?
iPhone
Windows, Mac OS oder Linux?
Mac OS
Eclipse oder Intellj?
IntelliJ
Bestes Buch 2017?
Die meisten technischen Themen sind zu schnelllebig für ein Buch — es ist oft veraltet, bevor es ausgeliefert wurde. Das einzige Buch, das ich mir heuer gekauft habe war “On Writing Well: The Classic Guide to Writing Nonfiction”.
Bestes Software-Framework 2017?
Framework des Jahres klingt eigentlich nach einem Anti-Pattern für mich. Ich denke, wir sollten uns mehr darauf konzentrieren Probleme zu lösen, als jedes Jahr dem heißesten Trend hinterherzulaufen.
Beste Konferenz 2017?
Schwierig — es gibt viele gute Konferenzen, aber JavaZone in Oslo ist wirklich herausragend.
Welche Ziele verfolgst Du in Deinem Job? Hast Du eine Vision? Wo siehst Du dich in 10 Jahren?
Ich habe für mich keine großen Visionen und Pläne — die haben sich für mich als zu unbeständig herausgestellt. Was ich vor 10 Jahren als Traum gesehen hätte, fände ich heute schrecklich.
Stattdessen versuche ich meine Arbeit zu genießen und Chancen zu ergreifen, wenn sie sich bieten. Zwei Monate bevor ich mich bei Elastic beworben habe, hatte ich das nicht einmal als Möglichkeit in Betracht gezogen und dann ging plötzlich alles ganz schnell.
Vielleicht genieße ich auch einfach eine gewisse Dosis an Chaos und Überraschung…
Was machst Du in Deinem anderen Leben? Was tust Du für Deine Work-Life-Balance?
Welches Leben ;-)?
Wenn der Beruf auch gleichzeitig Hobby ist, ist es natürlich schwierig die Grenze zu ziehen. Ich habe das aber nie als Problem gesehen und mein Ausgleich ist normalerweise Sport. Das kann im Fitnessstudio sein oder ein Lauf in einer beliebigen Stadt. Im Sommer spiele ich auch regelmäßig Golf und im Winter tanze ich — irgendjemand muss schließlich die Wiener Ballkultur hochhalten.
Wo kann man dir im Netz folgen? Wie kann man dich am besten kontaktieren?
Twitter ist das einzig wahre Medium dafür.
Vielen Dank für das Gespräch!